Kinder und Jugendgewalt entschieden entgegentreten
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Landtagspräsidentin,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
in einer Zeit von vorweihnachtlichem Glanz und gelebter Nächstenliebe steht in dieser Plenarwoche das Thema „Gewalt“ gleich mehrfach auf der Tagesordnung. Neben den für morgen gesetzten Tagesordnungspunkten zu Fragen der häuslichen Gewalt und zur geschlechtsspezifischen Gewalt geht es heute um die Frage, wie wir einer zunehmenden Kinder- und Jugendgewalt entschieden begegnen können.
Leider leben wir in einer Zeit, in der eine Zunahme an Kindswohlgefährdungen existiert. Dramatische Einzelvorfälle wie die Ereignisse in Heide, Uetersen und Geesthacht lassen uns fassungslos und traurig zurück. Landtag und Landesregierung haben sich dem sensiblen Thema der Kinder- und Jugendgewalt in diesem Jahr ausführlich gestellt.
Mit einer gemeinsamen Anhörung des Bildungs-, des Sozial- sowie des Innen- und Rechtsausschusses konnten wichtige Erkenntnisse zum Umgang mit diesem sensiblen Thema zusammengetragen und 14 konkrete Einzelmaßnahmen abgeleitet werden und mit öffentlichen Geldern hinterlegt werden.
Ich freue mich, dass wir uns auf einen fraktionsübergreifenden Antrag zu diesem wichtigen Thema verständigt haben. Das zeigt ein entschlossenes und geschlossenes Handeln in diesem sensiblen Bereich.
Kitas und Schulen beklagen es: Immer mehr Kindern und Jugendlichen fehlen wichtige basale Kompetenzen im sozial-emotionalen Bereich. Mit multiprofessionellen Teams und guten Konzepten begegnen unsere Kitas und Schulen diesen Herausforderungen, um jedes einzelne Kind, jede Schülerin und jeden Schüler möglichst gut in die jeweilige Klassengemeinschaft zu integrieren.
Trotz eines deutlich beklagten Fachkräftemangels ist es für viele junge Menschen schwerer geworden, die passgenaue berufliche Orientierung und den richtigen Platz im Leben zu finden.
Die Folgen der Pandemie, die multiplen Krisen und zu starke Nutzungsgewohnheiten digitaler Medien beeinträchtigen die mentale Gesundheit. Das, was sich zunächst als Lustlosigkeit oder Antriebsarmut äußert, kann sich in Einzelfällen zu einer Perspektivlosigkeit entwickeln. Und Perspektivlosigkeit befördert im schlimmsten Fall eine Gewaltbereitschaft.
Deshalb gilt es, Kinder und Jugendliche rechtzeitig abzuholen. Mit den in unserem gemeinsamen Antrag konkret formulierten 14 Einzelmaßnahmen sorgen wir in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung dafür, dass Kinder und Jugendliche hier in unserem Land gewaltfrei aufwachsen können.
Dort, wo es Kindern und Jugendlichen an verlässlichen häuslichen Strukturen in Elternhäusern fehlt oder ein schwieriges soziales Umfeld das Aufwachsen begleitet, wird es umso notwendiger den Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit multiprofessionellen Teams und konkreten Maßnahmen zur Gewaltprävention wirkungsvoll zu begleiten.
Kinder und Jugendlich sind unsere Zukunft. Jeder und jede einzelne ist wertvoll.
Wir wünschen unseren Kindern eine unbekümmerte Kindheit, in der die emotionalen und sozialen Kompetenzen gestärkt werden. Gewaltfreie Kindererziehung ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Neben der Präventionsarbeit, den Umgang mit Konflikten und einer analogen Streitschlichtung weisen Expertinnen und Experten sehr deutlich auf die Gewalt aus dem digitalen Raum hin. In einer bislang ungeahnten Dynamik können verletzende Postings, Filme oder Fotos schnell und weit verbreitet werden und viel Schaden anrichten.
Die meisten Kinder und Jugendlichen in unserem Land haben echte und vertraute Bezugspersonen und Menschen, die Zeit für sie haben, denen sie sich anvertrauen und mit denen sie über alles reden können.
Helfen wir denjenigen, die dieses Glück nicht haben.