Der Wohlstand führt zu einer steigenden Verschwendung von Lebensmitteln. Das wiederum geht mit einer Geringschätzung von Lebensmitteln einher, die sich eine ansonsten hoch entwickelte Gesellschaft nicht leisten sollte.
So groß und unübersichtlich wie heute war das Lebensmittelangebot noch nie. Aus der ganzen Welt stehen uns in vollen Regalen rund um die Uhr billige Lebensmittel zur Verfügung. Es ist schwer Maß zu halten, und wir haben den Blick für regionale und saisonale Kost verloren.
Der Wohlstand führt zu einer steigenden Verschwendung von Lebensmitteln. Das wiederum geht mit einer Geringschätzung von Lebensmitteln einher, die sich eine ansonsten hoch entwickelte Gesellschaft nicht leisten sollte.
Was Aktivitäten und Handlungsfelder gegen Lebensmittelverschwendung betrifft, landet Schleswig-Holstein im Mittelfeld. Es ist an der Zeit, dass es gemäß den entwicklungspolitischen Leitlinien Schleswig-Holsteins zu echten Veränderungen kommt. Dafür steht der vorliegende Antrag.
Das Ziel ist bereits seit 2016 konkret formuliert: Die Lebensmittelabfälle und die Verschwendung von Lebensmitteln soll auf Einzelhandels- und Verbrauchsebene bis 2030 um 50 Prozent reduziert werden. Wir setzen dabei auf eine Strategie, die von Freiwilligkeit geprägt ist, auf Bildung setzt und an bewährte Projekte anknüpft.
Während Hunger und Durst weltweit stark verbreitet sind, haben wir dies selbst nie wirklich kennengelernt. Wir können sicher davon ausgehen, dass es hier bei uns auch morgen zum Sattwerden reicht.
Während es wohl die meisten von uns in der Kindheit noch gelernt haben, den Teller leer zu essen, wissen die meisten Kinder heute inzwischen nicht mehr, woher die Lebensmittel kommen und welche Wertschätzung unseren Lebensmitteln gebührt. All dies können wir nur mit Bildung und Erziehung verändern.
Lebensmittel, die nicht verbraucht werden, kommen schnell in den Müll. Das gilt einerseits für den Privathaushalt. Zu 60 Prozent geschieht dies allerdings beim Produzenten oder Großverbraucher, d.h. beim Lebensmittelanbieter und in der Gastronomie.
Die Zahlen sind alarmierend: bundesweit werden elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Zählt man die Abfälle aus der Produktion dazu landen pro Jahr über 18 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. In Privathaushalten sind es 82 kg/ Person und Jahr, wovon bis zu 2/3 als vermeidbar gelten.
Mit den Erfahrungen aus laufenden und abgeschlossenen Projekten wie „ zu gut für die Tonne“, zehn Prozent kann jeder“ oder „bewusst einkaufen kann jeder“ sind bereits praktische Strategien gegen eine Lebensmittelverschwendung auf den Weg gebracht. Das muss sich fortsetzen und kann durchaus noch optimiert werden.
Tafelprojekte sind Vorreiter für eine sinnvolle Lebensmittelverwertung. Diese gilt es zu fördern, indem man z.B. Haftungsrisiken begrenzt. Dann können mehr Lebensmittel weiterverwertet und mehr Menschen versorgt werden.
Lebensmittel sind Mittel zum Leben und gehören nicht in den Müll. Sie verdienen nicht nur eine hohe Wertschätzung sondern auch einen angemessenen Preis.
Jeder, der mit Lebensmittelerzeugung zu tun hat, weiß um den langen Weg von der Aussaat bis zur Ernte und um den großen Wert unserer hochwertigen Erzeugnisse.
Leider korrelieren Preis und Qualität nicht mehr miteinander, ganz im Gegenteil: Lebensmittel sind zum Billig-Produkt geworden und zur Schnäppchen-Ware verkommen. Was nichts kostet, ist nichts wert, sagt der Volksmund und so ist aus mangelnder Wertschätzung eine Geringschätzung von Lebensmitteln geworden. Auch hier brauchen wir Veränderungen: eine bessere innere Haltung und ein Gewissen für den Umgang mit Lebensmitteln sind auch ein Appell an die Verantwortlichen im Lebensmitteleinzelhandel.
Das Thema Lebensmittelverschwendung ist in der Politik nicht neu. Die CDU Landtagsfraktion hat es u.a. vor drei Jahren in ihrem Positionen zum Verbraucherschutz aufgegriffen, und es steht im Koalitionsvertrag.
Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die im März 2016 mit der Landesentwicklungsstrategie übernommen worden sind, fordern auf zum Handeln: Bis 2030 soll die Nahrungsmittelverschwendung halbiert werden. Wir brauchen eine neue Wertschätzung und Gewissensbildung im Umgang mit Lebensmitteln. Ich bin davon überzeugt, dass unser Antrag diesen Weg möglich macht. Ich bitte um Zustimmung.